Wiegt mehr Biodiversität Ertragseinbußen auf?
In Landschaftslaboren und Werkstätten experimentieren wir gemeinsam mit Landwirt*innen, welche Kombinationen aus Mais und Untersaaten insektenfreundlich und zugleich ausreichend ertragreich sind.
Hier berichtet der Verbundpartner JKI.
Untersaaten im Mais - „Land-sharing“
Untersaaten im Mais – Nahrungsmittelproduktion und Insektenförderung gemeinsam auf einem Acker wird auch als „Land-sharing“ bezeichnet:
Hier teilen sich Naturschutz und Nahrungsmittelproduktion eine Fläche mit dem Ziel, auf derselben Fläche Lebensmittel oder Energiepflanzen zu produzieren und gleichzeitig Lebensraum für z. B. Insekten zur Verfügung zu stellen.
Im Gegensatz dazu steht das „Land-sparing“. Hier wird auf einem Teil der landwirtschaftlichen Nutzfläche intensiv gewirtschaftet, während auf einem anderen Teil natürliche Habitate geschaffen werden.
Warum Insektenförderung im Mais?
Der zunehmende Anbau von Silomais zur Biogaserzeugung hat in den letzten Jahren zur Ausweitung der gesamten Maisanbaufläche in Deutschland beigetragen. Der Anbau von Mais ist hocheffizient und rentabel, aber seine Produktivität geht mit einer geringen Biodiversität einher.
Für Insekten sind Maisbestände unattraktive Lebensräume, da sie kaum Nahrungsressourcen bereitstellen. Durch den praxisüblichen Einsatz von Herbiziden ist auch der unbedeckte Boden ein strukturarmer Lebensraum, was vor allem an hängigeren Standorten, auch ein Problem für den Erosionsschutz darstellt. Das Ausbringen von Untersaaten ist eine Möglichkeit Maisfelder für Insekten attraktiver zu gestalten und Nahrungsressourcen bereitzustellen.
Untersaat ist nicht gleich Untersaat
Nicht alle Untersaaten eignen sich gleich gut als Partner für den Mais und nicht alle Untersaaten fördern alle Insekten gleichermaßen, denn auch unter den Insekten gibt es Vorlieben für bestimmte Pflanzen. Für einige Insekten wie z. B. Laufkäfer kann eine dicht-wachsende Untersaat auch hinderlich sein und den Raumwiderstand erhöhen (z. B. Mais-Wicke, vgl. Postkartenmotiv), während andere Arthropoden wie Spinnen dort einen geeigneten Lebensraum finden.
Für bestäubende Insekten spielt die Verfügbarkeit von Blüten eine große Rolle. Die Blütenbildung ist aber, bedingt durch die Beschattung durch den Mais, nicht bei allen Untersaaten gleich gut.
Beispiele für Mais-Untersaaten-Kombinationen sind hier Mais mit Wicke, mit Malve, mit Ringelblume und Borretsch, mit Perserklee, mit Kresse.
Fotos: V. Wersebeckmann
Trade-off Biodiversität vs. Ertrag
Die Untersaaten fördern einerseits Insekten, aber schwächen andererseits die Maispflanzen, da sie die Konkurrenz um Ressourcen wie Wasser, Nährstoffe und Licht erhöhen. Je nachdem wie groß die Konkurrenz durch die Untersaat ist, kommt es deshalb zu erheblichen Ertragsverlusten.
Doch, auf wie viel Ertrag sind wir bereit für wie viel mehr Biodiversität zu verzichten?
- Ein Rechenbeispiel zur Zunahme und Abnahme des Ertrags und der Individuen (Aktivitätsdichte) im Vergleich zum Mais ohne Untersaat.