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Warum liegt da Knete im Grünland?

Raupenattrappen aus Knete zeigen uns anhand der Bissspuren, welche natürlichen Gegenspieler auf Wiese und Acker aktiv sind und wie viele sog. Schädlinge sie vertilgen.

Hier berichtet der Verbundpartner TI.

Was ist eine Ökosystemleistung (ÖSL)?

Durch ihre biologische Vielfalt können Ökosysteme Leistungen bereitstellen, die die Basis für menschliches Wohlergehen bilden. Artenreiche Ökosysteme liefern zum Beispiel wichtige Rohstoffe, sorgen für fruchtbare Böden, sauberes Trinkwasser und saubere Luft.

Ökosystemare Leistungen im Agrarbereich

Das Konzept der Ökosystemleistungen (ÖSL) wird auch im Agrarbereich angewendet. Ein vielfältiger und dadurch bunter Blühstreifen sieht nicht nur ästhetisch aus (kulturelle ÖSL), sondern bietet auch Regulierungsleistungen (regulierende ÖSL), indem er natürliche Gegenspieler fördert, die Populationen von Schadorganismen wie Blattläuse in Schach halten. Ein anderes Beispiel für regulierende ÖSL ist die Zersetzungsleistung.

Wie weist man eine Ökosystemleistung wie die Regulation durch Prädation nach?

Für uns ist es sehr umständlich und zeitaufwendig, Laufkäfern und anderen Prädatoren hinterher zukriechen und deren ÖSL direkt zu erfassen. Deshalb wurden Methoden entwickelt, um Prozesse wie die Prädation von Schadorganismen leicht, kostengünstig und standardisiert aufzunehmen. Eine davon ist das Nutzen von Raupenattrappen aus Knete.

Wie machen wir das?

Mit Attrappen von Beutetieren wie Knetraupen lässt sich die Insektenprädationsrate ermitteln. Anhand dieser können wir unseren Landwirten das Potential für natürliche Schädlingsbekämpfung aufzeigen.

Die Methode funktioniert aber genauso auf der heimischen Wiese oder im eigenen Garten. Probieren Sie es doch einmal aus und gehen Sie auf die Jagd nach Bissspuren.

Praktische Herstellung der Raupenattrappen

Zur Herstellung der Raupen wird handelsübliche grüne Knete verwendet. Diese wird in eine zylindrische Form gebracht. Im Thünen-Institut verwenden wir dafür eine modifizierte Knoblauchpresse. Ein ähnliches Ergebnis lässt sich mit leicht angepassten Kunststoffspritzen erreichen. Wichtig für die Bearbeitung ist, dass die Knetmasse mindestens Zimmertemperatur hat.

Sobald die Knetschnüre vorliegen, werden sie geglättet, damit alle Bissspuren später leicht erkennbar sind.

Anschließend werden die Raupenstücke zurechtgeschnitten (30 x 5 mm) und auf Papier aufgeklebt. In unserem Fall haben wir auf der Papierunterseite eine individuelle Kennung der Probe aufgedruckt, die wir beim Versuch benötigen. Für das Kleben eignet sich v. a. geruchsloser Flüssigkleber.

Zum oberen Rand des Papiers lassen wir etwas Platz. Dort wird später der Markierstab durchgesteckt, mit dem die Knetraupe im Boden befestigt wird. Die fertigen Raupen lagern wir mit Stecknadeln auf Styroporplatten.

Praktische Anwendung der Raupenattrappen

Nach ca. zwei Tagen holen wir die Raupen zurück ins Labor. Dort prüfen wir die Raupen nach Biss- und anderen Spuren von Prädatoren. Mögliche Spuren werden anhand von bestimmten Mustern einer Prädatorengruppe zugewiesen. Durch die individuelle Kennung und den bekannten Standort können wir auch Merkmale der Umgebung in unsere Untersuchung aufnehmen.

Welche Tiere haben angebissen? Interpretation der Bisspuren

Die zwei häufigsten Bisspuren sind:
Bisse von Insekten (z. B. Käfern) (Bild links)
Bisse von Nagern wie z. B. Mäusen (Bild rechts)

Weitere Vergleichsmöglichkeiten
s. Abb. 3 (Figure 3) dieser wissenschaftlichen Veröffentlichung (in englischer Sprache): Low et al. (2014) Determining predator identity from attack marks left in model caterpillars: guidelines for best practice. Entomologia Experimentalis et Applicata.

Haben Sie Lust bekommen, einen Köder auszulegen?

Verteilen Sie doch mal ein paar Knetraupen in der Nähe Ihrer Salatpflanzen und schauen Sie, ob Gegenspieler für die Schädlinge vorhanden sind.
Und wenn zu wenig Gegenspieler da sind, sind viele Schäden am Salat?

In der folgenden Linksammlung finden Sie weiterführende Informationen u. a. zu Knetraupen sowie Fördermöglichkeiten von Insekten, auch von Gegenspielern sogenannter Schädlinge.

Weiterführende Hinweise und Links

Publikationen zum Thema

Wie können wir natürliche Gegenspieler - im Garten bzw. in der Landschaft - fördern?

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