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Mumien im Maisfeld

Was bleibt von der Blattlaus übrig?
Eine „Mumie“ ist alles, was Blattlauswespen nach ihrer Entwicklung von ihrem Wirt zurücklassen. Im Projekt FInAL werden unter anderem diese und andere natürliche Gegenspieler in den Agrarlandschaften gezählt und gefördert.

Hier berichtet der Verbundpartner JKI.

 

    Was ist eine Ökosystemleistung (ÖSL)?

    Durch ihre biologische Vielfalt können Ökosysteme Leistungen bereitstellen, die die Basis für menschliches Wohlergehen bilden. Artenreiche Ökosysteme liefern zum Beispiel wichtige Rohstoffe, sorgen für fruchtbare Böden, sauberes Trinkwasser und saubere Luft.

    Das Konzept der Ökosystemleistungen (ÖSL) wird auch im Agrarbereich angewendet. Ein vielfältiger und dadurch bunter Blühstreifen sieht nicht nur ästhetisch aus (kulturelle ÖSL), sondern bietet auch Regulierungsleistungen (regulierende ÖSL), indem er natürliche Gegenspieler fördert, die Populationen von Schadorganismen wie Blattläuse in Schach halten. Ein anderes Beispiel für regulierende ÖSL ist die Zersetzungsleistung.

    Schaderregeregulation in Nahrungsnetzen

    Die Welt der Insekten und Pflanzen ist unglaublich vielfältig. Im Laufe von Millionen Jahren haben sich komplexe Nahrungsnetze entwickelt. Diese Netze können sehr spezifisch sein: Einige Insekten ernähren sich beispielsweise nur von ganz bestimmten Pflanzen und werden wiederum nur von spezialisierten Fressfeinden, Parasiten oder Parasitoiden angegriffen. Diese Koexistenz lässt sich auch in der Landwirtschaft beobachten. Pflanzenschädigende Insekten werden als Schädlinge bezeichnet, während die spezialisierten Insekten, die diese Schädlinge fressen oder parasitieren, als Gegenspieler oder Nützlinge bekannt sind.
    Ein Beispiel hierfür sind einige Blattläuse, die bevorzugt den Saft der Weizenpflanze saugen. Sie werden von spezialisierten Parasitoiden wie Blattlauswespen sowie Fressfeinden wie Marienkäfern, Florfliegen und Schwebfliegen bekämpft. Durch gezielte Förderung dieser natürlichen Gegenspieler kann die Schaderregerregulation effektiv erfolgen und die Populationen der Schädlinge im Zaum gehalten werden.

    Wie weist man eine Ökosystemleistung, hier die Regulation von Blattläusen durch Blattlauswespen nach?

    (Abbildung 1: Ohne Öffnung, die Blattlauswespe befindet sich noch in der bereits abgestorbenen Blattlaus (Mumie); Abbildung 2: Blattlausmumie mit Öffnung am Hinterleib, aus welcher die Blattlauswespe geschlüpft ist.)

    Blattläuse sind wichtige Schädlinge, die verschiedene Nutzpflanzen schädigen können, indem sie die Pflanzen mit ihrem Stechrüssel „anzapfen“ und Pflanzensaft saugen. Natürliche Gegenspieler sind Blattlauswespen. Diese Wespen legen ihre Eier in Blattläusen ab. Die geschlüpften Wespenlarven fressen die Blattläuse von innen auf, was diese tötet. Am Ende verlässt die ausgewachsene Wespe die leere Hülle der Blattlaus, die dann wie eine kleine Mumie aussieht.

    Da die Blattlauswespen nur wenige Millimeter groß werden, umherfliegen und es sehr viele verschieden Arten gibt die sich total ähnlich sehen, kann man sie nur schwer beobachten oder gar gezielt fangen. Blattläuse hingegen bewegen sich, nachdem sie begonnen haben, an einer Pflanze zu saugen, für einen langen Zeitraum nicht. Genauso verbleiben die kleinen Mumien an dem Ort des Geschehens, welche ein Indiz dafür sind, dass die Blattlauswespen aktiv waren.

    Wie machen wir das?

    (Abbildung 3: Schematische Darstellung einer Blattlauswespe bei der Eiablage in eine Blattlaus. Abbildung 4: Foto einer Blattlauswespe.)

    In den Kulturen Winterweizen und Mais führen wir sogenannte Linienbonituren durch. Dabei werden verschiedene Nützlinge und Schädlinge an den Pflanzen gezählt. Dazu gehören der allseits beliebte Marienkäfer, der gerne Blattläuse verzehrt, sowie die Schwebfliege, deren Larven sich ebenfalls von Blattläusen ernähren. Auch die Blattlauswespen werden erfasst. Diese gehören zwar zur gleichen Insektengruppe wie die Ameisen und Wespen, ähneln diesen aber überhaupt nicht (Abb. 3, 4).

    Die Blattläuse, die häufig in sogenannten Blattlauskolonien anzutreffen sind, werden ebenfalls gezählt, ebenso wie die Blattlausmumien. Später kann so festgestellt werden, ob die Blattlauswespen auf den Feldern ihre wichtige Arbeit getan haben.

    Mumien vor der Haustür?

    Schauen Sie sich doch mal die Brennnesseln in Ihrem Garten genauer an. Vielleicht finden Sie die eine oder andere Blattlaus oder sogar eine ganze Kolonie.

    Wenn Sie nun die Blattläuse vergleichen und eine anders aussieht und weißlich gefärbt ist, nicht wie die anderen, zum Beispiel grün, können Sie sich dieses Exemplar unter der Lupe genauer anschauen. Falls noch kein Ausschlupfloch am Hinterleib zu erkennen ist, legen Sie die Mumie in ein Marmeladenglas oder einen ähnlichen Behälter. Nach einigen Tagen wird die kleine Schlupfwespe aus der Blattlausmumie schlüpfen, und Sie können sie begutachten.

    Wie können wir natürliche Gegenspieler - im Garten bzw. in der Landschaft - fördern?

    Brennnesseln, Klee und Luzerne sind beliebte Lebensräume für Blattläuse und nützliche Blattlauswespen.
    Lassen Sie doch mal ein paar Brennnesseln stehen und mähen Sie um ein paar Kleepflanzen auf der Wiese herum.
    Die Blattlauswespen werden es Ihnen danken!

    Anregungen zur Auswahl von Fördermöglichkeiten und entsprechenden Maßnahmen im Landschaftskontext
    finden Sie in den Insektengruppensteckbriefen mit Artbeispielen, u. a. zu parasitoiden Wespen, und den Maßnahmenbeschreibungen wie z. B. Nützlingsblühstreifen auf den Internetseiten unseres Projekts.

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